Besonders hilfreich zur Ermittlung des Vergütungskorridors ist eine sogenannte Punktewolke, welche die Vergütung in Relation zur Zahl der Arbeitnehmer/innen, der Bilanzsumme oder dem Umsatz zeigt (relative Vergütung). Zwar spielt der Umsatz bei öffentlichen Unternehmen in den meisten Fällen eine eher untergeordnete Rolle und unterliegt im Vergleich stärkeren Schwankungen. Jedoch ist es für eine sachgerechte Einschätzung ratsam, in der Regel alle drei Auswertungen in die Planung und Entscheidung einzubeziehen. In Abhängigkeit der Branchenspezifika kann es aber durchaus empfehlenswert und notwendig sein, nur zwei der drei Merkmale für Vergütungsentscheidungen zu nutzen. Die Orientierung an einem einzelnen Merkmal für die Organisationskomplexität könnte zu Fehlschlüssen führen. Die Merkmale der Unternehmensgröße sind branchenübergreifend, aber auch branchenintern, in der Regel heterogen ausgeprägt. Während manche Unternehmen eine geringe Bilanzsumme und eine geringe Zahl der Arbeitnehmer/innen haben, jedoch hohe Umsätze verzeichnen, weisen andere Unternehmen geringere Umsätze bei höherer Bilanzsumme und höherer Zahl der Arbeitnehmer/innen auf.

Veranschaulicht wird dieser Ansatz am Beispiel des Größenklassenmerkmals „Zahl der Arbeitnehmer/innen“.

Dabei steht jeder Punkt in der Punktewolke für ein Mitglied des Top-Managements, dessen Vergütung im Rahmen der Dokumentenanalyse erhoben wurde und für dessen Unternehmen das entsprechende Merkmal der Unternehmensgröße verfügbar war. Auf der horizontalen x-Achse steht das jeweilige Merkmal der Unternehmensgröße, hier die Zahl der Arbeitnehmer/innen. Auf der vertikalen y-Achse ist die Höhe der Gesamtvergütung pro Kopf abgetragen.

Um eine übersichtliche und entscheidungsnützliche Darstellung zu ermöglichen, wird nur der Bereich mit besonders vielen und aussagekräftigen Daten gezeigt. Für einen methodisch fundierten und standardisierten Ansatz werden die 25% höchsten Datenpunkte in Bezug auf die Vergütung und Zahl der Arbeitnehmer/innen nicht mit in der Abbildung aufgenommen (statistisch die 75%-Quartilsgrenze). Die Ausreißerpunkte werden demnach nicht in der Abbildung gezeigt.

Neben den einzelnen Punkten enthält die Abbildung eine durchgezogene schwarze Linie. Diese zeigt wie hoch die Gesamtvergütung pro Kopf bei entsprechender Zahl der Arbeitnehmer/innen im Durchschnitt aller untersuchten Top-Managementmitglieder ausgeprägt ist. Statistisch ergibt sich diese Linie über eine Zusammenhangsanalyse (nicht-lineare Regression) zwischen der Vergütungshöhe und der Zahl der Arbeitnehmer/innen.  Alle erhobenen Datenpunkt fließen in die Berechnung der Linie ein, auch wenn sie – wie vorangehend erläutert –  in der Abbildung nicht gezeigt werden. Mit zunehmender Zahl der Arbeitnehmer/innen steigt die Gesamtvergütung zunächst stärker. Im weiteren Verlauf nimmt die Steigung der Linie kontinuierlich ab. Hierdurch wird auch grafisch deutlich, dass zwischen der Vergütungshöhe und der Arbeitnehmerzahl (bzw. auch den jeweiligen anderen Größenklassenmerkmalen) kein linearer Zusammenhang besteht. Es kann z.B. nicht davon ausgegangen werden, dass ein Top-Managementmitglied eines Unternehmens mit 200 Arbeitnehmer/innen die zehnfache Vergütung des Top-Managementmitglieds eines Unternehmens mit 20 Arbeitnehmer/innen erhält.

Mit einer derartigen Abbildung ist für den jeweiligen Einzelfall genau zu sehen, in welchem Korridor Unternehmen mit gleich oder ähnlich hoher Zahl der Arbeitnehmer/innen, Bilanzsumme oder Umsatz welche Vergütung zahlen. Zudem können einzelne Unternehmen mit vergleichbaren Merkmalen der Unternehmensgröße als Maßstab herangezogen werden.

Anhand eines Fallbeispiels soll die Nutzung der obenstehenden Punktewolke zusätzlich erläutert werden. Das Unternehmen, für das eine Vergütungsentscheidung zu treffen ist, besitzt 500 Arbeitnehmer/innen, eine Bilanzsumme von 420 Mio. Euro und Umsätze von 200 Mio. Euro. Für das konkrete Fallbeispiel kann man sich, vereinfacht ausgedrückt, ein Lineal nehmen und dies bei der jeweiligen Abbildung auf der horizontalen x-Achse an der entsprechenden Zahl anlegen (gestrichelte vertikale graue Linie). Bei der Zahl der Arbeitnehmer/innen als Merkmal der Unternehmensgröße, zeigt sich, dass sieben Unternehmen mit ähnlicher Zahl der Arbeitnehmer/innen zwischen 255.000 Euro und 405.000 Euro zahlen. Der Punkt, an dem sich Lineal und die Linie schneiden, sagt aus, dass die Gesamtvergütung pro Kopf bei einer derartigen Unternehmensgröße im Schnitt bei etwa 360.000 Euro liegt.

Sehr wichtig ist es wie betont, in allen Branchen nicht nur eine derartige Abbildung mit der Zahl der Arbeitnehmer/innen zu nutzen, sondern zudem den gleichen Abbildungsansatz für die Merkmale Bilanzsumme und Umsatz zu betrachten.

Im öffentlichen Sektor sind Top-Managementmitglieder häufig mit der Leitung mehrerer öffentlicher Unternehmen betraut. In einigen Fällen sind Top-Managementmitglieder für ein Unternehmen hauptamtlich und für ein weiteres bzw. mehrere Unternehmen nebenamtlich tätig. Für die nebenamtliche Tätigkeit wird dabei in der Regel keine oder eine deutlich geringere Vergütung gezahlt. Um Verzerrungen in den Auswertungsergebnissen zu vermeiden, wurden alle Unternehmen, die nebenamtlich durch ein Top-Managementmitglied geleitet werden, aus dem Unternehmenssample ausgeschlossen. In der weit überwiegenden Mehrheit werden in Jahresabschlüssen und Beteiligungsberichten keine Informationen über eine haupt- bzw. nebenamtliche Tätigkeit von Mitgliedern des Top-Managements geliefert. In diesen (mehrheitlichen) Fällen wurde eine jährliche Gesamtvergütung von unter 30.000 Euro als nebenamtliche Tätigkeit gewertet.

In Gesamtschau liegen einige Punkte sehr nahe an der Linie, einige befinden sich weiter entfernt. Je weiter sich die Gesamtzahl an Punkten von der Linie entfernt befindet, desto größer ist die Streuung (Standardabweichung). Vereinzelt liegen Punkte trotz hoher Ausprägung des Größenklassenmerkmals weit unterhalb der Linie. Am Beispiel der obenstehenden Abbildung heißt das, ein Top-Managementmitglied in einem Unternehmen mit vermeintlich hoher Zahl der Arbeitnehmer erhält eine im Vergleich (sehr) geringe Vergütung. Dies kann darin begründet sein, dass das Mitglied des Top-Managements neben seinem Hauptamt in einem anderen Unternehmen die Funktion in diesem Unternehmen im Nebenamt wahrnimmt, welches mit über 30.000 Euro vergütet wird. Auch diese Datenpunkte sollte man ab dieser klar definierten Höhe von 30.000 Euro in die Berechnung einbeziehen und darstellen, um die in der Realität festzustellenden Schwankungen bei den Vergütungshöhen in der Statistik kriterienorientiert zu erfassen und die Vergütungsmediane bzw. -mittelwerte möglichst aussagekräftig zu ermitteln. Weiterhin ist denkbar, dass zwar die Zahl der Arbeitnehmer hoch, aber der Umsatz und die Bilanzsumme deutlich geringer ausgeprägt sind, was eine niedrigere Vergütung in Gesamtbetrachtung aller Merkmale der Unternehmensgröße begründen kann. Für eine sachgerechte Einschätzung sei in diesem Zusammenhang nochmals die Einbeziehung aller 3 Merkmale in die Vergütungsplanung und -entscheidung betont.